Wenn Perfektionismus überfordert

Wenn Perfektionismus überfordert


Wir alle kennen diesen inneren Antreiber oder diese innere Antreiberin, die flüstert:
„Mach es richtig. Noch ein bisschen besser. Es muss perfekt sein. Das genügt noch nicht.“

Oft sind wir es selbst, die uns unter Druck setzen. Wir möchten alles gut und zum richtigen Zeitpunkt erledigen. Unser Zuhause soll schön und ordentlich sein – jederzeit bereit für unerwarteten Besuch.
Strukturen, Abläufe, To-do-Listen – alles bis ins Detail geplant.

Und nicht selten fliesst dieser Perfektionismus auch ins Kreative: Jeder Strich soll perfekt sein, jedes Werk „gelingen“ und einzigartig sein.

Natürlich hat Perfektionismus auch seine guten Seiten.
Beim Hausbau, in der Medizin oder im Handwerk wünschen wir uns Präzision und Sorgfalt. Niemand möchte schiefe Mauern, klemmende Türen oder eine Operation, die unschöne Narben hinterlässt.

Doch es gibt viele Lebensbereiche, in denen wir das Perfekte getrost einmal sein lassen dürfen.

Nicht jedes Staubkörnchen muss sofort entfernt werden, nicht jedes Ding fein säuberlich an seinen Platz zurückgestellt werden, nicht jedes Unkraut aus dem Garten gezupft sein.
Wo Leben ist, da ist auch etwas Unordnung – und das ist gut so.


Wenn das Unperfekte schwer auszuhalten ist

Aber was, wenn es dir kaum gelingt, Unordnung oder Unperfektes auszuhalten?
Wenn der Gedanke, etwas „nicht richtig“ zu machen, Stress auslöst?

Dann kann die Kunsttherapie oder das kreative Coaching einen Weg öffnen.
Ich möchte dir heute einen kleinen Einblick geben, wie das aussehen kann.


Was hinter Perfektionismus steckt


Perfektionismus entsteht oft aus einem tiefen Wunsch nach Sicherheit, Kontrolle oder Anerkennung.
Viele von uns haben früh gelernt, dass Leistung, Ordnung oder „richtig sein“ mit Liebe, Zugehörigkeit oder Wertschätzung verknüpft sind.
So wird das Streben nach Perfektion zu einer inneren Strategie – sie gibt uns das Gefühl, sicher zu sein und Fehler vermeiden zu können.

Doch auf Dauer erzeugt dieser Druck Anspannung.
Das Nervensystem bleibt in einem Zustand von innerer Alarmbereitschaft, wir fühlen uns erschöpft und nie wirklich „genug“.

Kreatives Arbeiten kann hier eine wohltuende Gegenbewegung sein:
Farbe, Bewegung und Ausdruck führen aus der Kontrolle ins Erleben – zurück in einen Zustand von Lebendigkeit, Verbindung und Vertrauen. 🌿


Unperfekt perfekt – Malen „Nass in Nass“
Eine meiner gern angewandten Übungen dafür ist das Aquarellmalen „Nass in Nass“.

Das Aquarellpapier wird dafür mit einem Schwamm gut angefeuchtet.
Dann darfst du mit einem wuscheligen Pinsel frei Farbe auftragen – ohne Plan, ohne Ziel, ohne Kontrolle.
Es ist absolut unmöglich, perfekt zu malen.

Das freie Zerfliessen der Farbe formt das Bild – ganz von selbst.
Während das Papier langsam trocknet, kannst du ergänzen, was sich zeigen möchte.
Nach dem Trocknen lassen sich mit Buntstiften oder Finelinern feine Linien oder Formen hervorheben – wenn du magst.

So entsteht ein ganz eigener Dialog zwischen Farbe, Wasser und dir.


Was im Körper geschieht
Vor einem solchen Prozess höre ich von Teilnehmerinnen oft Sätze wie:

„Ich habe das Gefühl, ich muss alles perfekt machen, bin für alles verantwortlich.“
„Ich fühle mich gestresst, überfordert, traurig, lustlos, erschöpft.“
„Ich habe Zukunftsängste und keine Zuversicht.“
„Mein Körper ist angespannt, es drückt im Nacken, mein Herz ist eng.“

Nach dem Malen klingt es dann ganz anders:
„Das Bild ist so bunt, lebendig, wild, interessant, überraschend.“
„Ich fühle mich entspannt und warm, im Brustbereich weit, mit mehr Energie.“
„Ich bin neugierig, optimistischer – irgendwie mit mehr Vertrauen.“

Und manchmal höre ich sogar:
„Ich kann mich gehen lassen.
Ich darf das Unperfekte zulassen.
Ich kann etwas tun.“

Warum das wirkt
Farben und Bewegung – selbst nur mit der Hand – wirken direkt auf unser Nervensystem.
Gedanken dürfen sich verändern, die Atmung wird ruhiger, der ganze Körper entspannt.

In meiner Begleitung lenke ich den Fokus immer wieder bewusst auf den Körper –
zurück vom Denken ins Spüren, vom Kopf ins intuitive, achtsame Erleben des Moments.

Und das Schöne ist: Diese Möglichkeit kannst du auch ganz für dich selbst ausprobieren.

Ein kleiner Moment der Reflexion
Vielleicht magst du dir einen Augenblick Zeit nehmen und dich fragen:
Wo in deinem Alltag versuchst du, alles perfekt zu machen?
Und wie würde es sich anfühlen, dort ein wenig mehr Leichtigkeit zuzulassen?

Manchmal genügt schon dieser Gedanke, um innerlich etwas zu lockern –
so wie Farbe, die sich langsam auf feuchtem Papier ausbreitet.

Probier es aus
Vielleicht magst du es selbst einmal versuchen:
Ein Blatt Papier, etwas Wasser, Farbe – und die Erlaubnis, dass nichts perfekt sein muss.

Beobachte, was geschieht – in dir, mit dir, auf dem Papier.

Wenn du magst, teile gerne deine Erfahrung oder ein Foto deines Bildes mit mir.
Ich freue mich immer, wenn Menschen sich trauen, das Unperfekte willkommen zu heissen –
denn darin liegt oft so viel mehr als in der Perfektion.
Es ist das Leben selbst. 🌿

Möchtest du tiefer eintauchen?

Beim intuitiven Malen, im kreativen Gestalten, in der ganzheitlichen Maltherapie und Teamarbeit – im Atelier Farbmomente oder im Coaching auch online – darf genau das entstehen:
Raum für dich, für Farbe, Gefühl und Lebendigkeit – ganz ohne Leistungsdruck, ganz ohne „richtig“ oder „falsch“.

Hier darfst du einfach sein.
Es darf sich zeigen, was bereit ist, gesehen zu werden – unperfekt perfekt.

Herzliche Grüsse

Daniela


Daniela Simmen

Atelier Farbmomente

Seestrasse 97a

8610 Uster

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